Parfum
Über die Geschichte der Düfte:
Die Geschichte der Düfte ist so alt wie die Menschheit selbst. Der Duft ist der Inbegriff des Luxus, der Verfeinerung schlechthin. Noch bevor die Menschen begannen, sich selbst, ihre Werkzeuge und ihre Umgebung in Bildern darzustellen, versuchten sie, ihre Mitmenschen und ihre Götter durch Düfte zu erfreuen. Zuerst benutzten sie nur Blumen, Kräuter und Harze, doch bald entdeckten sie, dass Harze und Balsame unter Hitzeeinwirkung besonders intensiv duften. Per fumum“ (lat.: durch den Rauch) wurde so zum Namen für eines der kostbarsten Kulturgüter.
„Per fumum“ – es scheint, als seien Düfte ursprünglich den Göttern vorbehalten gewesen. Um sie gnädig zu stimmen, opferte man ihnen das Kostbarste, was man hatte. Es waren wohlriechende Substanzen, die mit zunehmender Zivilisation die tierischen Brandopfer ersetzten. Dabei wussten die Menschen aus eigener Erfahrung, wie wohltuend ein angenehmer Duft ist. Spätestens seit dem vierten vorchristlichen Jahrtausend ist die Kenntnis von Duftstoffen und deren Zubereitung belegt. Lange vor unserer Zeitrechnung dürften die Techniken des Auspressens, Auskochens, Trocknens, Pulverisierens, Einlegens in Fett und sogar eine einfache Form der Destillation bekannt gewesen sein.
Der Bedarf an Duftstoffen war enorm, denn die Menschen der Antike, von China bis Ägypten, im alten Persien ebenso wie im alten Rom, parfümierten sich und ihre Umgebung in einem Ausmaß, das uns heute grotesk erscheint: Wer es sich leisten konnte, badete in parfümiertem Wasser, nicht nur der Körper wurde gesalbt, sondern auch die Haare, man parfümierte die Kleidung, das Bett samt Gespielin, die Lieblingssklavin ebenso wie das Leibroß, die Ziegel der Häuser und Tempel, die Wände der Zelte, die Sänften und sogar die Segel der Schiffe.
Von diesen Duftorgien wissen wir unter anderem durch gesetzliche Verbote. Die antiken Herrscher sahen es nicht gerne, wenn ihre wertvollen Devisen in die duftproduzierenden Länder abflossen. So gab es sowohl in Athen als auch in Rom Edikte, die die Einfuhr ausländischer Düfte bei Strafe verboten und die Parfümeure der Stadt verwiesen.
Dennoch war die Beschäftigung mit Düften und deren Herstellung ein hoch angesehener Beruf, der oft von Priestern, meist aber von Ärzten und anderen Gelehrten ausgeübt wurde. So wie die Parfümerie im weitesten Sinne zur Heilkunst gehörte, wurden Duftwässer sowohl äußerlich angewendet als auch getrunken.
In den assyrischen „“Büchern der Kräuter““, einer Sammlung von Keilschrifttafeln aus dem 2. Jahrtausend v. Chr., sind nicht nur bewährte medizinische Kräuterrezepturen überliefert, sondern auch solche für duftende Salben und Parfüms, darunter ein parfümierter Trank gegen Mundgeruch. Kein Gelehrter der Antike, ob Arzt oder Philosoph, war sich zu fein, sich mit Parfümerie zu beschäftigen. So haben wir dank des griechischen Chronisten Herodot (um 485-424 v. Chr.), der die ganze damals bekannte Welt bereiste, zuverlässige Informationen über die Duftgewohnheiten der Ägypter und der benachbarten kleinasiatischen Völker und über die Gewinnung von Weihrauch und Myrrhe.
Während das Abendland kulturell und wissenschaftlich im Tiefschlaf lag – je weiter nördlich, desto tiefer -, erlebten die Kulturen des Nahen und Fernen Ostens, allen voran China und Arabien, bereits ihre Blütezeit. Vor allem das islamische Arabien brachte hervorragende Mathematiker, Astronomen, Ärzte und andere Wissenschaftler hervor. Darüber hinaus liebten diese sinnesfreudigen Völker den Genuss, das Schöne und vor allem den Duft in all seinen Formen.
Die Araber waren nicht nur genussfreudig – mit ihrer Genussfreude ging auch ein geradezu modern anmutendes hygienisches und medizinisches Wissen einher. Kräuterelixiere und andere pflanzliche und tierische Elixiere wurden zu therapeutischen und kosmetischen Zwecken hergestellt.
Der große Arzt und Gelehrte „Avicenna“ (980 bis 1037) ist nur einer, wenn auch der berühmteste der arabischen Ärzte und Philosophen, dessen Wissen bis in die Neuzeit überliefert wurde.
In das finstere Mittelalter des Abendlandes exportierten die Araber nicht nur empirisches Wissen, sondern auch zwei Gelehrtenträume: den Traum vom Stein der Weisen und von ,,al iksir“, dem Lebenselixier. Al kimija“ war die arabische Bezeichnung für die Lehre von den feuchten Dingen, die die Griechen „chemeia“ nannten.
Mit alchemistischer Besessenheit arbeiteten fortan auch europäische Wissenschaftler, aber auch Quacksalber und Scharlatane daran, aus unedlem Material Gold und ein Elixier zu gewinnen, das ewige Jugend und Gesundheit garantieren sollte.
Die Alchemisten fanden weder den Stein der Weisen noch das alles heilende Elixier. Aber auf ihren Irrwegen entstanden sozusagen als Nebenprodukt Technologien, die im Prinzip noch heute Anwendung finden. So wurde nicht nur die Herstellung von Schießpulver und Porzellan für den europäischen Raum neu erfunden, sondern auch die Destillation methodisch betrieben, eine Fertigkeit, die sich für die Parfümerie als unschätzbar erweisen sollte.
Von den Schätzen des Orients, zu denen auch die Düfte Arabiens gehörten, konnte man im damaligen Abendland nur träumen. Sie waren zwar bekannt, aber der Nachschub kam unregelmäßig und war wegen der langen, beschwerlichen und gefährlichen Handelswege fast unerschwinglich. Bernstein und Moschus für die fein ziselierten Kügelchen, die man an Kette oder Gürtel trug, wurden in Gold aufgewogen, der Gebrauch von Duftwässern und exotischen Gewürzen war den Wohlhabenden vorbehalten. In den Schlössern, Burgen und Abteien sprach man viel vom Heiligen Land und von gottgewollten Kämpfen, um das Grab Christi aus den Händen der Ungläubigen zu befreien. In Wirklichkeit waren es eher Kriegs- und Raubzüge mit kirchlichem Segen. Nach den Wirren der Völkerwanderung und den darauf folgenden Erbfolge-, Rangordnungs-, Familien- und Grenzkriegen war das mittelalterliche Europa zwar verarmt und unbefriedet, aber vital und abenteuerlustig. Vom 11. bis 13. Jahrhundert wurden insgesamt sieben Kreuzzüge nach Kleinasien und ins maurische Nordafrika organisiert. 1202 eroberte Venedig Konstantinopel und beherrschte damit die Seewege im Mittelmeer nach Osten. Damit begann nicht nur der Aufstieg und Reichtum Venedigs, sondern auch die Blüte der Parfümerie in Europa. Von ihren Kriegszügen brachten die Kreuzritter und ihr Gefolge allerlei exotische Spezialitäten mit: zarte Seidenstoffe, kostbare Stickereien, kunstvoll geknüpfte Teppiche, aromatische Gewürze, duftende Salben und Essenzen. Diese Mitbringsel brachten die Daheimgebliebenen auf den Geschmack, Europa wollte mehr davon, und Venedig organisierte den Import.
Erleichtert wurde der Handel mit Duftzutaten durch die wissenschaftliche Vorarbeit der Araber: Dank der Erfindung der Destillation konnten Duftstoffe kostengünstig als Extrakte transportiert werden. Statt sperriger Bündel getrockneter Pflanzen und voluminöser Gefäße mit leicht verderblichen Salbölen. Statt Rinden, Wurzeln und Hölzern fanden nun vergleichsweise winzige Fläschchen mit konzentrierten Essenzen ihren Weg ins ungläubige, aber devisenbringende Abendland.
Die Suche nach dem Stein der Weisen und dem Lebenselixier, in der lateinischen Gelehrtensprache des Abendlandes „lapis philosophorum“ und „aqua vitae“ genannt, ging unterdessen weiter.
In Alchimistenstuben und Gelehrtenkammern, in Klosterzellen und den Laboratorien von Ärzten und Apothekern glühten die Öfen und brodelten die Retorten vor allem zu dem Zweck, Gold zu machen und das Wasser des Lebens zu destillieren. Aus dem Gold wurde nichts, aber die Kunst des Destillierens machte weitere Fortschritte. Schließlich hatte man durch das Brennen und Destillieren von Wein das „Aqua vitae“, den konzentrierten Alkohol, gefunden. Selbst „Albertus Magnus“, einer der größten Gelehrten des 13. Jahrhunderts, beschäftigte sich methodisch mit der Herstellung von Alkohol, dem geistigen Wasser, dem man allerlei Heilkräfte zuschrieb: gegen faule Zähne und lahme Beine, gegen Pest und Cholera, gegen Schwermut und Wahnsinn und vor allem zur Erhaltung der ewigen Jugend.
Tatsächlich erwies sich der Alkohol als universell einsetzbares Wundermittel. Bereits im 15. und 16. Jahrhundert wurde Weingeist nicht nur getrunken, sondern auch zum Konservieren und zur Herstellung von Auszügen aus Heil-, Gewürz- und Duftpflanzen verwendet. In dieser Zeit entstand das „Oleum mirabile“, ein alkoholischer Auszug aus Rosmarin und Harzen. Dieser Auszug wurde zu Heilzwecken getrunken, in seinen verschiedenen Variationen wurden später die Harzextrakte weggelassen und das alkoholverdünnte Rosmarindestillat trat als „Ungarisches Wasser“ seinen jahrhundertelangen Siegeszug als Duftwasser an. Es ist der Vorläufer des heute noch bekannten „Kölnisch Wassers“.
Während die Antike und das mittelalterliche Italien und Frankreich bereits den Beruf des Parfümeurs kannten, war die Herstellung von Duftwässern in Deutschland fest in geistlicher Hand. Die Klöster waren die eigentlichen Stätten der Gelehrsamkeit, und die dort zusammengebrauten Duftwässer dienten in erster Linie als Heiltränke. Die keineswegs weltfremden Mönche und Nonnen studierten und kopierten in ihren Bibliotheken wissenschaftliche Literatur, kultivierten in den Klostergärten Gewürz-, Duft- und Nutzpflanzen und experimentierten – frühe Zentren der Krankenpflege entstanden auch mit der erstmaligen Anwendung von Arzneimitteln. Daneben brauten sie Bier und destillierten so manchen heilsamen Klostergeist, der nicht nur zu therapeutischen Zwecken eingenommen wurde. Im „Kräutergärtlein“, der Rezeptsammlung der Benediktineräbtissin Hildegard von Bingen (1098-1179), wird auch ein damals berühmtes Duftwasser beschrieben.
Es waren die Klöster, die den europäischen Markt mit Alkohol und Kräuterextrakten für die medizinische und pharmazeutische Weiterverarbeitung versorgten, doch trotz allen christlichen Forscherfleißes wollte die Parfümerie als Selbstzweck nicht recht gedeihen.
Anders in Italien. Venedig war im 15. Jahrhundert der wichtigste europäische Umschlagplatz für Waren aus dem Nahen und Fernen Osten. Die Bewohner der Inselrepublik lebten in kaum vorstellbarem Reichtum und genossen den importierten orientalischen und byzantinischen Luxus. Auch die anderen Hafenstädte schwelgten im Überfluss. Von Neapel hieß es, es könne mühelos die ganze Welt mit Parfüm und Gewürzen versorgen. In den blühenden Städten und Stadtstaaten wetteiferten die alten Adelsgeschlechter mit den aufstrebenden Kaufmanns- und Bankiersfamilien um den größten Prunk. Düfte gehörten dazu: parfümierte Lotionen und Salben, parfümierte Seifen, süß duftende Kräuter, blumige Puder, raffinierte Schminke, Räucherwerk, Badeöle, gewürzte Speisen und aromatische Getränke – von denen manche allerdings so giftig gewesen sein müssen, dass die Prominenz fest angestellte Vorkoster beschäftigte, wie heute die Reichen ihre Leibwächter. Hartnäckig hielt sich das Gerücht, man könne sich mit vergifteten Handschuhen gegenseitig umbringen. Das übrige Europa starrte mit einer Mischung aus Bewunderung, Neid und Abscheu auf diese Höhen des weltlichen Luxus und die Niederungen der Verderbtheit, Habgier und Skrupellosigkeit. Als Inbegriff dieser sündhaften Pracht galt das fürstliche und päpstliche Geschlecht der „Borgia“, allen voran die Papstsprösslinge „Cesare und Lucrezia“. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts waren die Italiener die mit Abstand reichsten Bürger Europas. Was das übrige Europa an Luxusgütern brauchte, darunter Parfüm, Kosmetik und deren Rohstoffe, ging über italienische Umschlagplätze. Das sollte sich ändern. 1453 verlor Venedig Konstantinopel an die Türken, 1489 umsegelten die Portugiesen erstmals Afrika, 1492 fand Kolumbus den Seeweg zu den Westindischen Inseln. Mit eigenen Schiffen holten sich die seefahrenden Nationen fortan ihre orientalischen und später südamerikanischen Schätze.
Mit den geographischen Entdeckungen begann auch im nördlichen Europa die Renaissance. Neben den Künsten und Wissenschaften erlebte die Parfümerie eine legendäre Blüte. Der Legende nach kam die moderne Parfümerie mit Katharina von Medici (1519-1589), der Gemahlin des späteren Königs Heinrich II. nach Frankreich. Schon auf ihrer Hochzeitsreise 1533 soll sie in Grasse Halt gemacht und den französischen Hof in der Parfumherstellung unterrichtet haben. Doch das ist unwahrscheinlich. Nicht nur, dass die Braut erst 14 Jahre alt war, die hochmütige „Kamarilla“ hätte sich von der aufstrebenden italienischen Bourgeoisie ohnehin nichts beibringen lassen. Die Medici waren zwar reich, aber nur geadelte Bankiers.
Außerdem war Frankreich keineswegs eine Parfüm-Provinz. Schon im Mittelalter vertrauten die Franzosen auf die Heilkraft heimischer Kräuter, Duftpflanzen wurden kultiviert, exotische Essenzen über Marseille importiert, wo sich bald eine florierende Seifenindustrie etablierte. Dennoch galten die französischen Höfe nicht als besonders reinlich.
Schminke, Puder und Duftwässerchen wurden häufiger verwendet als Seife, und an Verschwendungssucht standen sie den italienischen Hochburgen in nichts nach. Zwar eröffnete ein Florentiner Parfümeur namens René aus dem Gefolge Katharinas in Paris die erste italienische Parfümerie, und seine Duftwässerchen, Puder, Pomaden und Schönheitssalben fanden reißenden Absatz. Doch das Parfum wurde nicht in Paris, sondern in Grasse hergestellt.
Das südfranzösische Städtchen am Fuße der Seealpen war ein Zentrum der Lederverarbeitung mit blühenden Gerbereien. Gerb- und Farbstoffe lieferten die Kräuter der Provence, zusätzliche Häute und Chemikalien wurden aus dem nahen Marseille importiert, Absatzmarkt war die berühmte „Messe von Beaucaire“. Gerber mussten nicht nur gute Handwerker, sondern auch Chemiker und Kaufleute sein. Bis in die Neuzeit hinein war Leder neben Wolle und Leinen das meistverwendete Material für Kleidung und Gebrauchsgegenstände, nicht nur für Stiefel und Wämser, Taschen und Beutel, Schürzen und Riemen, sondern auch für feinste Schuhe, Gürtel, Geldbörsen und Handschuhe. Die höfische Sitte der allseitigen Parfümierung machte natürlich auch vor den Lederwaren nicht Halt, im Gegenteil, da es keine Reinigungsmöglichkeit gab, wurde Leder besonders intensiv parfümiert. Insbesondere die Herstellung, Verzierung und Parfümierung von Handschuhen galt als hohe Kunst. In Grasse führte die Nähe von Gerberei und aufstrebender Parfümherstellung dazu, dass Handschuhmacher und Parfümeure in einer Zunft vereint waren.
Als Stadt des Parfums hatte Grasse eine Reihe von Standortvorteilen: Die Provence war ein gesegneter Kräutergarten, in dem auch die aus Indien, Persien und von der iberischen Halbinsel importierten Kulturpflanzen prächtig gediehen, vor allem Zitrusfrüchte, aber auch Nelken, Tuberose und Jasmin; Lavendel wuchs in großen Mengen wild. Hinzu kamen handwerklicher Fleiß, technisches Wissen, das zum großen Teil aus dem maurischen Spanien übernommen worden war, gute Verkehrsverbindungen über Marseille in den Mittelmeerraum und auf dem Landweg in die aufstrebenden Zentren Nordeuropas. Vor allem aber zogen seit dem Ende des 15. Jahrhunderts Luxus, verfeinerte Lebensart, höfische Kultur, aber auch Prunksucht und Verschwendungssucht unaufhaltsam nach Frankreich und mit ihnen alle parfümistischen Raffinessen. Schon vor der Revolution gab es regelrechte Parfümfabriken. Das Parfum war und blieb französisch.
Die Verfahren zur Duftgewinnung wurden zwar methodisch verbessert, doch blieb es vorerst bei den bekannten Techniken der Destillation, Expression und Extraktion in Alkohol und Fett. Ein großer Schritt in die Moderne war die Extraktion mit flüchtigen Lösungsmitteln. Es hatte sich herausgestellt, dass einige Blüten wie Jasmin und Tuberose bei der Wasserdampfdestillation keine ätherischen Öle lieferten. Die Enfleurage, die in Grasse perfektionierte Methode der Extraktion in Fett, erforderte dagegen einen enormen Aufwand an Handarbeit. Mit dem „Petrolether“ lieferte die aufkommende Chemie das erste flüchtige Lösungsmittel zur Gewinnung ätherischer Öle aus Blüten. Während man in Grasse daran arbeitete, die Ausbeute an natürlichen Riechstoffen zu erhöhen und die Kompositionen zu verfeinern, saßen die Wegbereiter des modernen Parfums in vorwiegend deutschen Labors. Dabei ging es allerdings nicht um Duftwässerchen, sondern um die Erforschung der Zusammensetzung natürlicher Duft- und Geschmackskomplexe, die Synthese wichtiger Inhaltsstoffe und die Herstellung künstlicher Riechstoffe. Letztere sind solche, die kein Vorbild in der Natur haben und mit deren Hilfe es möglich wurde, völlig neuartige Düfte zu komponieren. Die Elite der Parfümeure rümpfte zwar anfangs die Nase über diese Retortenprodukte, konnte aber ihren Siegeszug nicht aufhalten. Die Mehrheit der Frauen nahm die neuen, frischen, aufregenden Düfte begeistert auf, sie wollten nicht länger nach Blumengarten oder orientalischen Haremsdamen duften. Diskret machten sich die Parfümeure die neuen Duftstoffe zunutze.
Die „Aldehyde“ zum Beispiel, die in einigen Parfums der 1920er Jahre erstmals in damals für unmöglich gehaltenen Mengen eingesetzt wurden, gaben einer ganz neuen Duftfamilie ihren Namen.
Heute arbeiten Parfümeure mit mehr als 3000 Substanzen. Das ist schon beeindruckend, oder?
Ein Parfümeur von heute ist besessen von seinen Kreationen, von seinen geheimen Formeln, von der Idee, mit seiner Arbeit reich zu werden, was dem einen oder anderen auch gelingt.
Der Unterschied zwischen synthetisch hergestellten Duftstoffen und solchen natürlichen Ursprungs:
Das Ausgangsprodukt für synthetisch hergestellte Öle ist Erdöl (tote Biomasse, meist tierischen Ursprungs)!
Ätherische Öle natürlichen Ursprungs sind Produkte von Lebewesen, die immer noch existieren. Selbst wenn sie sozusagen geopfert werden (z.B. wenn ihre Wurzeln oder ihr Holz zur Extraktion verwendet werden), geschieht dies so „zeitnah“, dass man nicht von einem Tod der Pflanze sprechen kann (mehr dazu im wissenschaftlichen Teil unserer Homepage).
Ein synthetisches Öl ist ein im Labor konstruiertes Molekül oder ein Konglomerat aus solchen Einzelbausteinen.
Jahrzehntelanges „Tüfteln“ und riesige Apparaturen haben es möglich gemacht, solche Moleküle zu entwerfen und schließlich auch herzustellen.
Reine Öle natürlichen Ursprungs bestehen von Natur aus aus mehr als 100 natürlichen Einzelbestandteilen (Beispiel: natürliches Rosenöl enthält ca. 230 Molekülarten). Solange es nicht möglich ist, alle diese Komponenten künstlich herzustellen, fehlt der Wissenschaft das Wissen darüber. Es werden Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte vergehen, bis wir ein detailliertes Verständnis darüber erlangen.
Wir haben es schlicht und einfach mit dem Phänomen „Lebewesen“ zu tun!
Was ist, was kann ein Lebewesen? Bis heute nicht definiert, nicht annähernd verstanden.
Die Quantenphysik¹mit ihrer Quantenmechanik² hat uns neue, spektakuläre Einblicke in diesen Bereich unseres Daseins ermöglicht (mehr dazu im wissenschaftlichen Teil unserer Homepage).
An diesem Punkt angelangt, mag man denken: „Jetzt wird es kompliziert, jetzt steige ich aus!“
Ich würde diese Haltung verstehen.
Um dieses Kapitel „Was ist der Unterschied zwischen synthetisch hergestellten Ölen und natürlichen Ölen, die aus Pflanzen gewonnen werden“ abzuschließen, möchte ich den folgenden Vergleich skizzieren:
Wenn eine Substanz (ein Molekül, ein Öl, ein medizinischer Wirkstoff usw.) nicht nur eine Substanz ist, sondern auch eine Art Kommunikationsmedium, wie ein Fernsehsender oder ähnliches, dann würde uns eine synthetisch hergestellte Substanz mit einer kalten, ja leblosen Welt voller Technizität in Verbindung bringen.
Ein Öl, das aus Pflanzen gewonnen wird, stellt einen Kontakt her, zu einer traumhaft schönen Umgebung, zu einzigartigen Emotionen, Haltungen und Erlebnissen (dies ist auch einer der Gründe, warum wir nur Öle verwenden, die von ausgewählten Bauern und Produktionsbetrieben stammen).
Der wissenschaftliche Teil unserer Homepage behandelt dieses Thema ausführlicher!
¹Die Quantenphysik umfasst alle Phänomene und Effekte, die darauf beruhen, dass bestimmte Größen nicht beliebige, sondern nur feste, diskrete Werte annehmen können. Dazu gehören der Welle-Teilchen-Dualismus, die Nichtdeterminiertheit physikalischer Prozesse und deren unvermeidliche Beeinflussung durch die Beobachtung. Die Quantenphysik umfasst alle Beobachtungen, Theorien, Modelle und Begriffe, die auf die Quantenhypothese von Max Planck zurückgehen. Plancks Hypothese war um 1900 notwendig geworden, weil die klassische Physik beispielsweise bei der Beschreibung des Lichts oder der Struktur der Materie an ihre Grenzen gestoßen war.
²Die Quantenmechanik ist eine physikalische Theorie, die die Eigenschaften und Gesetzmäßigkeiten von Zuständen und Prozessen der Materie beschreibt. Im Gegensatz zu den Theorien der klassischen Physik erlaubt sie die korrekte Berechnung der physikalischen Eigenschaften von Materie im Größenbereich von Atomen und darunter. Die Quantenmechanik ist einer der Grundpfeiler der modernen Physik. Sie bildet die Grundlage zur Beschreibung von Phänomenen der Atom-, Festkörper-, Kern- und Elementarteilchenphysik, aber auch verwandter Wissenschaften wie der Quantenchemie.
Die historische Entwicklung des Parfums:
Die Geschichte des Parfums beginnt in den alten Hochkulturen Ägyptens und Indiens, deren handwerkliche Traditionen, Spiritualität und Medizin die Verarbeitung der kostbaren Duftstoffe ermöglichten. Die Verwendung von Aromastoffen galt als Quelle der Inspiration (inspirieren bedeutet einhauchen oder einatmen). In Ägypten brachte das Goldene Zeitalter der Pharaonin „Hatschepsut“ (1490-1469 v. Chr.) eine Hinwendung zum lebendigen Körper. Was zuvor nur den Göttern geopfert und den Toten mit auf die Reise gegeben wurde, diente nun dazu, den lebenden Körper zu parfümieren.
Die Duftmischungen wurden von Priestern hergestellt, die auf den Umgang mit Harzen, Balsamen und Salben spezialisiert waren. Die Hinwendung zum lebenden Körper, der als Ausdruck des bildästhetischen Schönheitsideals der Zeit galt, stellt einen weiteren Schritt in der Entwicklung von Kosmetik und Parfüm dar. Dieser Ausdruck angestrebter innerer und äußerer Harmonie blieb erhalten, und die Bedeutung des Duftes – Mittel und Medium der Transzendenz, nach ägyptischem Verständnis Ausdruck des Lebens – wurde zum festen Bestandteil reinigender Rituale des kulturellen Selbstverständnisses.
Das berühmte „Kyphi“ (eine Mischung aus Weihrauch, Styrax-Amber, Zimtrinde, Opoponax, Myrrhe, Kalmus, Galgant, Benzoeharz, Oud, Sandelholz und Rosenblättern, vermischt mit Ölen, Wein und Rosinen) zeigt den Aufwand, den der Handel mit den Rohstoffen erforderte, die zum Teil über weite Strecken transportiert werden mussten. Die Duftkosmetik, „Kyphi“ genannt, wurde später auch von den Arabern übernommen und von den Römern verwendet. In Indien, dem Land der Duftstoffquellen, wo vom Himalaya im Norden bis zum Indischen Ozean im Süden vieles wächst, was für Räucherrituale und parfümierte Salben und Öle verwendet wird, wurden duftende Pflanzenbestandteile vor allem zu medizinischen Zwecken und zur Reinigung des Körpers eingesetzt. Das Kamasutra überliefert sowohl die Kunst eines erfüllten Liebeslebens als auch den Umgang mit aromatischen Substanzen, deren Anwendung jeder gebildete Mensch beherrschen sollte. Duftende Cremes für den Körper, parfümiertes Wachs auf den Lippen und sorgfältig geputzte Zähne, blumengeschmückte Kleider und Haare. Voraussetzung dafür war die Entwicklung handwerklicher Techniken, mit denen durch Einlegen von Blumen und Blüten in Öle und feste Fette die ersten Formen parfümierter Salben hergestellt wurden.
Durch die Kreuzzüge wurde die abendländische Kultur mit den duftenden Rohstoffen und Mischungen des Orients vertraut. Bis dahin war Lavendelwasser bekannt, und bei Karl dem Großen (Ende 8. Jh.) findet sich eine Verordnung, die den Anbau von Gewürzpflanzen für Medizin und Küche regelt. Duft wurde auch als Ausdruck von Gesundheit verstanden. Mit dem Aufstieg Venedigs zu einem bedeutenden Handelszentrum gelangten neue Kräuter, Gewürze und andere Waren in großen Mengen nach Europa. Nachdem das handwerkliche Können und die technischen Voraussetzungen so weit entwickelt waren, dass hochkonzentrierte Destillate hergestellt werden konnten, kamen im 15. Jahrhundert die ersten ätherischen Öle in den Handel.
Ein Impuls für die Entwicklung der Parfümerie in Europa wird in der Ankunft von Katharina von Medici (1519-1589) am Hof Heinrichs II. gesehen. Der italienische Alchimist und Apotheker Francesco Tombarelli kam 1580 nach Grasse in Frankreich und eröffnete dort ein Labor zur Herstellung von Düften, das zum Gründungszentrum der europäischen Parfümindustrie wurde. Allerdings waren die Essenzen zunächst nur für die Oberschicht bestimmt. In der damaligen Vorstellung hatte Parfum neben dem Duft auch eine therapeutische Wirkung, denn es belebte den Geist, stärkte den Körper und galt auch als Mittel gegen die Pest. Parfum verzauberte die Sinne, reinigte die Haut, schützte den Körper und war gleichzeitig ein Symbol für materiellen Wohlstand. Die Annahme, dass beim Baden schädliche Keime den Körper befallen könnten, begünstigte wasserarme Reinigungsrituale und förderte die Verwendung von Duftwässern. Sie wurden bald zum unentbehrlichen Hilfsmittel bei der täglichen Körperpflege und es entstanden die alkoholhaltigen Reinigungsmittel, die „Eaux de Toilette“.
Wenn ich von Parfums spreche
dann sind die darin enthaltenen Duftstoffe ausschließlich natürlichen Ursprungs. Ein natürliches Parfum ist mehr als eine Ansammlung bunt zusammengewürfelter Aromen, und sei es noch so naturidentisch und perfekt ausgeklügelt. Es ist die Vielfalt der Aromen und Düfte, die unser tägliches Leben beeinflussen. Es sind vor allem die synthetisch ’nachgebildeten‘, die mit ihrer starken Dominanz die ’natürlichen‘ in den Hintergrund drängen, sei es in Wasch- und Reinigungsmitteln, in Lebensmitteln wie Joghurt, Süßigkeiten, Eis und Tee.
Der Wortbegriff ‚Parfum‘ umfasst natürlich nicht nur ‚Parfumkreationen‘ auf Alkoholbasis, sondern erstreckt sich über unsere gesamte Duftpalette von Cremes, Lotionen, Körperölen und Pflegeprodukten. Das klassische traditionelle Parfum mit Alkohol ist eine Herausforderung. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Die Duftaura der Menschen, denen wir täglich begegnen, mit ihren überladenen, einhüllenden Duftwolken lädt nicht unbedingt dazu ein, etwas Ähnliches zu kreieren. Wenn uns ein Bild nicht gefällt, können wir wegschauen, aber Gerüchen können wir kaum ausweichen, denn wir müssen atmen und sind somit zum Riechen gezwungen. Das muss nicht negativ sein. Bei Menschen, Pflanzen und auch Tieren spielt der Duft eine sehr wichtige Rolle.
Duft ist Verführung, Lockmittel, Verzauberung. Düfte gehen in die Tiefe, sie berühren uns, z.B. wenn wir einen Duft aus der Vergangenheit wahrnehmen, der uns an eine Person oder ein Erlebnis erinnert. Ein Dufterlebnis hat oft auch etwas Mystisches, Magisches an sich, es ist mit Glücksgefühlen verbunden. Leider wird dieses ‚Besondere‘, dieses luxuriöse Dufterlebnis heutzutage oft geschmälert, weil wir fast überall von billigen Düften eingenebelt werden und es dadurch nichts Besonderes mehr ist. Bei den kostbaren Naturdüften wie Rose, Jasmin, Narzisse usw., die mit ungeheurem Aufwand hergestellt werden und bei denen wirklich jeder Tropfen eine Exklusivität darstellt, ist das Gefühl des „Besonderen“ heute leider oft verloren gegangen, weil es massenhaft billige synthetische Imitate gibt, die durch ihre ständige Präsenz in Duftkerzen, Räucherstäbchen, Seifen, Kosmetika, Parfums usw. die Einzigartigkeit eines echten Blütenduftes in den Hintergrund drängen. Ein nicht zu unterschätzendes Nebenprodukt dieser „Synthetika“ sind Kopfschmerzen, Gedächtnisstörungen, Konzentrationsschwäche und vieles mehr.
Da jeder Mensch seinen eigenen Körpergeruch, seine eigene Duftaura hat, kann ein Parfüm seinen Träger(in) in seiner Art, in seiner Persönlichkeit unterstützen. Der Duft muss dir gefallen, das Parfum muss zu dir passen und das Parfum passt garantiert zu dir, wenn dir der Duft gefällt. Manche Düfte sind wie ein Lied, beim ersten Mal gefällt es noch nicht, man muss sich hineinhören und langsam lernt man die Melodie kennen und lieben.
Was wir heute wissen:
Düfte sind in der Pflanzen- und Tierwelt ein weit verbreitetes Kommunikationsmittel, wahrscheinlich komplexer als unsere Sprache.
Duft ist eines der wenigen Übertragungsmedien, das eine unmittelbare und direkte Wirkung hat. Auf emotionaler Ebene, auf unser Gedächtnis, aber auch auf körperlicher Ebene (z.B. Blockierung oder Ausschüttung von Hormonen).
Die Quantenphysik lehrt uns, dass Materie, Raum und Zeit nur eine Illusion sind. Wir wissen, dass wir es mit „Energieuniversen“ zu tun haben. Mit diesen Universen können wir kommunizieren und „Erfahrungen ganz anderer Art“ machen. Der Duft ist eine Art „Kanal – eine Kommunikationsverbindung“ zu diesen Welten. Klingt das „esoterisch“? Ist es nicht (mehr dazu im wissenschaftlichen Teil unserer Homepage).
Es muss einen Grund geben, warum sich Schamanen, Priester, Menschen überhaupt, so intensiv mit Düften beschäftigen.
Vielleicht gibt es einen Grund, warum auch du dich dafür interessierst.
Die Erfahrung von Düften natürlichen Ursprungs, gepflanzt und extrahiert von Menschen mit einer positiven Einstellung zum Leben, zur Natur, zu ihren Kindern und zu ihren Mitmenschen, kann und soll Dir ein Leben ermöglichen, das es wert ist, gelebt zu werden!
Ich wünsche dir eine magische Reise in die Welt der Düfte mit Parfums, die den Namen „Parfum“ verdienen!
Reynard